Workshops
Future Higher Education
27.10.2021; online
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WORKSHOP 1:
Thema: Gestaltung von Digitalisierung/ Gestaltung von Hochschullehre
Topic: Formation of Digitization/ Formation of Teaching at Universities
Experten/ Experts: Dr. Dominic Orr (Senior Advisor Digital Transformation at GIZ, Past Coordinator of the International Foresight Study on the Future of Higher Education AHEAD des Hochschulforums Digitalisierung) und Michael Gaebel (European University Association, Director of Higher Education Policy Unit)
Moderation: Dr. Fabian Franke (Otto-Friedrich-Universität Bamberg) und Prof. Christine Gläser (Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg)
WORKSHOP 2:
Thema: Gestaltung von Organisation
Topic: Formation of Organization
Experte/ Expert: Prof. Dr. Ruijten‐Dodoiu (TU/e)
Moderation: Dr. Sybille Reichert (Reichert Consulting: Policy and Strategy Development in Higher Education) und Alexandra Becker (Hochschule der Medien Stuttgart, Projekt „Lernwelt Hochschule“)
Zusammenfassung der Workshop-Ergebnisse
Am zweiten Tag fanden die Workshops statt, in denen sich Expertinnen und Experten, Hochschulleitende, Studierende sowie Hochschuldidaktikerinnen und ‑didaktiker über die Herausforderungen, aber auch über potenzielle Lösungsansätze austauschten. Diese bestätigten die Ergebnisse des Forschungsprojektes Lernwelt Hochschule 2030 und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Ungleichgewicht zwischen Forschung und Lehre sollte zur Stärkung der Lehre ausbalanciert werden. Dies kann (und sollte) auf allen Ebenen bearbeitet werden, indem auf hochschulpolitischer Ebene in den Bemessungsgrundlagen der Finanzierung der Lehre mehr Gewicht zugemessen wird und damit die Fokussierung auf Ergebnisse der Forschung (eingeworbene Drittmittel, Anzahl peer-reviewter Publikationen u.ä.) zugunsten der Lehre aufgeweicht wird. Hochschulintern kann dieses erreicht werden, indem gute Lehre – und damit die Lehrenden – mehr Wertschätzung und Anerkennung sowohl in den „weichen“ Faktoren wie Preise für gute Lehre, Würdigung auf der Hochschulwebseite etc. als auch in den „harten“ Faktoren, wie in den Bleibe- oder Einstiegsverhandlungen oder durch ein monetär unterfüttertes Bonusprogramm, erhält. Hinsichtlich der Professionalisierung der Lehre ist es vor allem eine Frage der Zeit: Wenn Lehrkapazitäten reduziert werden sollen, um Raum für Qualifikationsprozesse zu schaffen, fehlt diese in der Lehre. Damit geraten besonders kleinere Hochschulen in ein Spannungsfeld; nämlich das, den gesetzlichen Lehrauftrag erfüllen zu müssen, aber dadurch keine Kapazitäten für die Weiterbildung zu haben oder die Mittel auftreiben zu müssen, Lehraufträge an Lehrbeauftragte zu übertragen. Und letztlich können „lehrmüde“ aufgrund der Freiheit von Forschung und Lehre nicht gezwungen werden, sich weiterzuentwickeln. Selbst wenn diese an den Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen, müssen sie diese nicht zwingend in ihrer Lehre umsetzen.
Eine weitere Herausforderung ist der mit der Innovation einhergehende Wandel der Kultur und der Mentalität der Hochschule. Es zeigt sich als herausfordernd, den Willen und das Verständnis für neue Wege in der gesamten Hochschule zu verbreiten und diesen Wandel und das daraus resultierende neue Selbstverständnis der Hochschule als einen Motor der Innovation zu sehen. Für die physischen Lehr- und Lernräume zeigt sich, dass die Rahmenbedingungen es oftmals nicht erlauben, projektrelevante Ausstattung zu nutzen oder anzuschaffen. Die Semester- oder Kohortengröße lässt oftmals keine sinnhafte Aufteilung der Seminare in Kleingruppen zu, da die Anzahl der Kleingruppen und der Aufwand für die Betreuung der einzelnen Kleingruppe in einer negativen Korrelation zueinanderstehen.
An einigen dieser Punkte, wie zum Beispiel die Ausstattung der physischen Lehr- und Lernräume, kann unkompliziert und auch kurzfristig gearbeitet werden; zum Beispiel durch das Bereitstellen der Mittel und Schulungen aller Beteiligten, was wie in dem jeweiligen Raum machbar ist. Andere Punkte, wie der mentale Wandel von der Wissensvermittlungsinstitution zum Motor von Innovation, werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen und fordern die Wissenschaft, die Gestalterinnen und Gestalter und die Hochschulentwicklung weiter heraus. Insgesamt lieferte die Konferenz interessant Perspektiven, vor allem, weil auch deutlich wurde, dass die Entwicklung in Deutschland – im Gegensatz zu einigen anderen Ländern – erst am Anfang steht. Es wurde auch deutlich, dass die Hochschulen die Wandlungsprozesse nicht ohne Unterstützung der Politik in Gang setzen können. Wenn Hochschulen helfen sollen, die Probleme der Zukunft zu lösen, dann bedarf es eines gesellschaftlichen Kraftakts, der von allen Stakeholdern gemeinsam geschulter werden muss. Der intensive Austausch zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren ist in diesem Zusammenhang zentral. Mit der Konferenz wurde hier ein Impuls gesetzt, den es nun weiterzuverfolgen gilt.