Bildungsorientierte Stadtentwicklung als Herausforderung

Tagung “Rein in die Stadt!?”

Lern­räu­me in der Groß­stadt und der urba­nen Peri­phe­rie stan­den im Zen­trum der Tagung „Rein in die Stadt!?“ der Arbeits­grup­pe „Erwach­se­nen­bil­dung und Raum“, die am 20./21. Febru­ar 2015 an der Uni­ver­si­tät Ham­burg statt­fand. Ziel der Tagung und der Arbeits­grup­pe war es, For­schungs­zu­sam­men­hän­ge und ‑ergeb­nis­se zum The­ma Raum zu dis­ku­tie­ren. Grund­le­gen­de Fra­ge­stel­lun­gen rich­te­ten sich bei­spiels­wei­se auf die Kon­se­quen­zen von Raum­kon­zep­ten für die wis­sen­schaft­li­che Theo­rie­bil­dung und für die pro­fes­sio­nel­le erwach­se­nen-/ päd­ago­gi­sche Pra­xis; oder auch auf bil­dungs­theo­re­ti­sche und metho­di­sche Fol­ge­run­gen aus dem jewei­li­gen Raum­be­griff für die For­schung in der Erwach­se­nen­bil­dung / Weiterbildung.

Prof. Dr. Richard Stang — Vor­trag neue Bil­dungs­zen­trem
(Source: Emma Faw­cett ‚Uni­ver­si­tät Hamburg)

Zugän­ge, die auf der Tagung im Zen­trum stan­den, waren:

  • Struk­tu­ren (Raum, in dem der Mensch lebt)
  • Wahr­neh­mung (Raum, den der Mensch erlebt)
  • Han­deln (Raum, den der Mensch lebt)

Die von Sil­ke Schrei­ber Barsch und Rosa Bra­cker (bei­de Uni­ver­si­tät Ham­burg) orga­ni­sier­te Fach­ta­gung lie­fer­te viel­fäl­ti­ge Per­spek­ti­ven auf die The­ma­tik. Mal­te Ebner von Eschen­bach (Uni­ver­si­tät Pots­dam) lote­te das Ver­hält­nis von Sozi­al­öko­lo­gie und einem rela­tio­na­len Raum­ver­ständ­nis aus.
Clau­dia Tunsch (Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen) stell­te ein bil­dungs­theo­re­ti­sches Raum-Ana­ly­se-Modell vor. Das Zusam­men­spiel von Pla­nung, Gestal­tung und Aneig­nung päd­ago­gi­scher Räu­me stand im Zen­trum der Über­le­gun­gen von Kat­rin Kraus (Päd­ago­gi­sche Hoch­schu­le FH Nord­west­schweiz).
Alter­na­ti­ve Lern-Hand­lungs­räu­me nahm Jana Tru­mann (Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen) in den Blick. Die Pro­ble­ma­tik von For­schung im Rah­men kom­mu­na­ler Inter­es­sen wur­de von Bernd Käpplin­ger und Sven­ja Krä­mer (Hum­boldt Uni­ver­si­tät zu Ber­lin) the­ma­ti­siert. Richard Stang (Hoch­schu­le der Medi­en Stutt­gart) eröff­ne­te Per­spek­ti­ven für eine bil­dungs­ori­en­tier­te Stadt­ent­wick­lung, die beson­ders mit neu­en Bil­dungs- und Kul­tur­zen­tren Anker­punk­te für das lebens­lan­ge Ler­nen in Kom­mu­nen setzt.

Inter­na­tio­nal haben sich vie­le Städ­te auf den Weg gemacht, neue Raum­an­ge­bo­te für das Ler­nen zu gestal­ten. Anhand von Bei­spie­len wur­den Ansät­ze einer bil­dungs­ori­en­tier­ten Stadt­ent­wick­lung vor­ge­stellt. Doch fehlt es bis­lang an einem stra­te­gi­schen Kon­zept, wie unter Bil­dungs­per­spek­ti­ve Stadt­ent­wick­lung betrie­ben wer­den kann.

Gerahmt wur­de das Pro­gramm durch zwei über­grei­fen­de Vor­trä­ge mit star­kem Bezug zur Ham­burg. Han­ne­lo­re Faul­stich-Wie­land (Uni­ver­si­tät Ham­burg) stell­te das Werk der For­sche­rin Mar­tha Muchow vor, die sich an der Uni­ver­si­tät Ham­burg in den 1920/30er Jah­ren inten­siv mit dem Lebens­raum des Groß­stadt­kin­des beschäf­tig­te (http://blogs.epb.uni-hamburg.de/marthamuchow). Nach­dem sie 1933 auf Betrei­ben der Natio­nal­so­zia­lis­ten alle Ämter an der Uni­ver­si­tät ver­lor, ver­üb­te sie Sui­zid. Peter Faul­stich zeig­te in sei­nem Vor­trag anhand der Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die „Rote Flo­ra“ in Ham­burg auf, wie Raum­kon­flik­te als Lern­im­pul­se die­nen können.
Auf der Fach­ta­gung wur­de deut­lich, dass das Ver­hält­nis von Raum und Bil­dung immer stär­ker in den päd­ago­gi­schen For­schungs­fo­kus rückt. Vor die­sem Hin­ter­grund erstaunt es auch nicht, dass der Kon­gress der Deut­schen Gesell­schaft für Erzie­hungs­wis­sen­schaft (DGfE) 2016 „Räu­me für Bil­dung – Räu­me der Bil­dung“ zum The­ma hat (http://www.dgfe.de/dgfe-kongresse.html).